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Aus dem Beziehungsalltag: Geht Trennung auch friedlich?

Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl, wenn die Liebe erloschen ist und der Streit überwiegt.Einer von beiden hat mit der Beziehung abgeschlossen, vielleicht sogar beide. Trennen kann man sich auf verschiedene Art und Weise.

Trennung muss nicht immer ein Scheitern bedeuten, sondern kann auch der bessere Weg für alle Beteiligten sein. Sie kann eine Chance sein, um auf einer anderen, neuen Ebene respektvoll miteinander umzugehen. Das ist nicht immer einfach und kann schmerzhaft sein. Und es erfordert Mut und Kraft von beiden Partnern, besonders wenn Kinder von der Trennung betroffen sind. Trennung kann aber auch sehr befreiend sein, den Weg für etwas Neues öffnen und für die Betroffenen den Anfang einer neuen und guten, vielleicht sogar freundschaftlichen Beziehung bedeuten.

Viele Paare stellen sich in dieser Situation die Frage: Schaffen wir es trotz allem in der gemeinsamen Vergangenheit, einen guten Weg zu finden und die Trennung für alle möglichst friedlich zu gestalten? Kann man sich in Frieden trennen?

In meinem Beratungsalltag habe ich erfreulicherweise die Erfahrung gemacht, dass dies durchaus möglich ist, wenn die Paare die gemeinsame Zeit mit Respekt betrachten und sich entsprechend verhalten. Entscheidend ist der Umgang der Eltern – untereinander und mit den Kindern.

Im Verlauf der Trennungsberatung kommen nicht nur organisatorische Aufgaben wie zum Beispiel die Betreuungsregelung, der Unterhalt oder die Aufteilung des Haushalts auf die Paare zu. Sie können in dieser Zeit auch lernen, respektvoll miteinander zu kommunizieren. Was vielleicht in der Beziehung zu kurz kam, ist nun umso wichtiger, da die Verbindung durch die Kinder ein Leben lang anhält und regelmässige Absprachen unausweichlich sind. Da gibt es die Übergaben vor und nach dem Wochenende, Rückmeldungen aus der Schule, aus dem Alltag der Kinder, neue Partner auf beiden Seiten und vieles mehr.

Im Austausch mit betroffenen Paaren haben sich dabei folgende Punkte als hilfreich erwiesen, um die Trennung und die Zeit danach friedvoller zu gestalten:

 

Bleiben Sie Eltern

Machen Sie alles, was in Ihren Kräften liegt, damit Ihr Kind Sie beide als Eltern behalten kann. Auch wenn Sie nicht mehr als Paar zusammen sein können: Das Kind braucht nicht nur die Mama oder den Papa, es braucht Sie beide als Eltern.

Informieren Sie Ihre Kinder

Kinder müssen ihrem Alter entsprechend über die Trennung und die Gründe informiert werden. Ausführliche Erklärungen sollten Sie vermeiden, da es um Themen auf der Erwachsenenebene geht und die Kinder mit den Inhalten meistens überfordert sind. Nehmen Sie sich Zeit für ihre Fragen und reden Sie darüber, wie es nun weitergeht.

Lassen Sie Ihre Kinder in der vertrauten Umgebung

Nach Möglichkeit sollten Ihre Kinder in der gewohnten Umgebung bleiben können. Das gibt ihnen einen Sicherheitsanker und das vertraute Zuhause, die Freunde und die Freizeitgestaltung wirken sich stabilisierend aus.

Tragen Sie keine Konflikte vor den Kindern aus

Konflikte und Themen, die Sie auf Eltern- und Paarebene zu besprechen haben, werden nicht vor oder mit den Kindern diskutiert. Auch Beleidigungen und Abwertungen vor den Kindern sind fehl am Platz. Klappt das nicht, weil Verletzungen die Kommunikation erschweren, nehmen Sie eine neutrale Fachperson hinzu, die Sie im Trennungsprozess begleitet.

Instrumentalisieren Sie Ihre Kinder nicht

Vermeiden Sie Situationen, in denen Ihre Kinder sich für einen Elternteil entscheiden müssen oder Partei ergreifen sollen. Kinder geraten so in einen Loyalitätskonflikt und stehen zwischen den Fronten der Eltern.

Ermöglichen Sie Ihrem Kind eine gute Zeit mit dem anderen Elternteil

Gönnen Sie Ihrem Kind eine gute Zeit mit dem anderen Elternteil aber auch mit dessen Familie, Freundeskreis und vielleicht auch irgendwann mit einem/r

neuen Lebenspartner/in. Treffen Sie Absprachen, arrangieren Sie sich.

Erarbeiten Sie eine Trennungsvereinbarung

Regeln Sie mithilfe einer neutralen Fachperson die wichtigsten Punkte wie die Betreuung der Kinder, das Wochenende, die Ferien und die Finanzen.

 

 

Gerne unterstütze ich Sie bei der Erarbeitung einer Trennungs- und Scheidungskonvention und begleite Sie bei der elterlichen Sorge, der Betreuung und Erziehung der Kinder im Trennungsprozess sowie dem Kinder-  und Ehegattenunterhalt, damit Sie für sich und Ihre Kinder einen guten Weg durch die Trennung finden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Beziehungsalltag: Die «vier apokalyptischen Reiter»

Man ärgert sich über den anderen, fühlt sich unverstanden, nicht gesehen oder nicht angenommen – solche Situationen gibt es in einer Beziehung immer wieder. Im besten Fall macht einer von beiden seinem Unmut Luft und sucht das Gespräch. Entscheidend ist die Art und Weise, wie man Probleme in einer Beziehung anspricht. Eine gelungene Kommunikation ist meiner Erfahrung nach eines der wichtigsten Instrumente, um Konflikte in der Beziehung erfolgreich zu bewältigen. Immer wieder zeigt sich in meinem Praxisalltag, dass die Paare wenig bis gar nicht miteinander reden und sich kaum gegenseitig austauschen. Stattdessen sprechen sie über die anstrengenden Arbeitskollegen, den Chef, die Freundin, den Nachbarn, das andere Paar, die Kinder – nur über sich selber zu reden, fällt ihnen schwer.

Haben Sie schon von den «vier apokalyptischen Reitern» in Beziehungen gehört? John Gottman schreibt in seinem Buch „Die sieben Geheimnisse einer glücklichen Ehe“ über vier Faktoren, die seiner Meinung nach so negativ wirken, dass sie eine Beziehung mit grosser Wahrscheinlichkeit dauerhaft zerstören. Dazu gehören Kritik, Rechtfertigung, Verachtung und Mauern.

Gottman empfiehlt, Beschwerden nicht als Kritik zu äussern. Die Partner sollen sich auf die Sachebene und auf den konkreten Vorfall konzentrieren, eigene Gefühle und Bedürfnisse formulieren und Verallgemeinerungen, Schuldzuweisungen, den Charakter und die Persönlichkeit des anderen ausklammern. So ist der Satz „Immer lässt du deine Sachen rumliegen – du bist wirklich ein echter Dreckhammel“ nach Gottman ein direkter Angriff. Typisch sind auch Worte wie „immer“, „nie“ oder „jedes Mal“, welche sowohl die Vergangenheit wie auch die Zukunft einschliessen. Wird sachlich über das Problem gesprochen, kann leichter eine konstruktive Lösung gefunden werden.

Kritik führt oft zu einer Eskalation. Sie löst das Gefühl aus, sich verteidigen und rechtfertigen zu müssen. Jede Rechtfertigung ist aber auch eine Beschuldigung des Partners. Es fallen Sätze wie «Du verstehst mich nicht» oder «Ich hatte einen anstrengenden Tag». Gottman empfiehlt, der Verstimmung des Partners auf den Grund zu gehen. Gehen Sie auf die Kritik Ihres Partners ein und besprechen Sie, welche Bedürfnisse zu kurz gekommen sind. Reden Sie darüber, wie Sie zukünftig mit Problemen umgehen wollen.

Ist der dritte apokalyptische Reiter, die Verachtung, in der Beziehung angekommen, geht es nicht mehr um die Lösung von Konflikten, sondern um das bewusste Verletzen des Partners. Glückliche und zufriedene Paare verzichten im Streit auf sarkastische, zynische und abwertende Kommentare. Laut Gottman ist die Verachtung der gefährlichste der vier apokalyptischen Reiter. Er sieht die Ursache darin, dass bereits lang bestehende Probleme nicht geklärt werden konnten. Besonders verletzend und zerstörerisch wird es, wenn vertrauliches Wissen gegen den Partner eingesetzt wird.

Entschliesst sich das Paar jedoch, die Beziehung weiterzuführen, betritt der vierte Reiter – das Mauern – die Bühne. Der Kritisierte zieht sich zurück, die Kritik bleibt ohne Reaktion zwischen den Partnern stehen. In der Regel ziehen sich Männer häufiger zurück als Frauen. „Indem er sich von ihr abwendet, geht er einem Streit aus dem Weg, aber ebenso seiner Ehe“, erklärt Gottman. Anfangs sieht der Rückzug nicht so dramatisch aus. Aber tatsächlich wird auf diese Weise die eigene Gleichgültigkeit gegenüber dem Partner demonstriert. Dies löst beim Gegenüber Frust, Zorn und Hilflosigkeit aus.

Es gibt einen fünften finalen Reiter, der nachträglich in die Überlegungen einbezogen wurde und der auf das Ende einer Partnerschaft hindeutet: die Machtdemonstration. Wird diese Stufe erreicht, haben die vier vorhergehenden Reiter schon ganze Arbeit geleistet und die Beziehung nachhaltig zerstört. Bei Reiter Nummer fünf ist das Interesse am Partner gänzlich gewichen und es wird keinerlei Rücksicht mehr auf Bedürfnisse und Gefühle des anderen genommen. Die Beziehung ist vorbei.

Wenn die Verliebtheit schwindet und von tiefer Liebe abgelöst wird, zieht meistens auch die Routine in den Alltag ein. Routine wird von vielen Paaren als stärkende Basis empfunden, um den herausfordernden Alltag zu bewältigen. Andere Paare beschreiben die Routine als anstrengend und langweilig. Routine kann zu einer Zerreissprobe für jede Beziehung werden. Es ist nicht immer einfach, die Macken und Schwächen des anderen auszuhalten. Oft beginnen dann schleichend die Probleme in der Beziehung. Wenn die «apokalyptischen Reiter» am Beziehungsfirmament erscheinen, bedeutet dies aber noch nicht das Ende der Beziehung.

Nun beginnt die Beziehungsarbeit. Tauschen Sie sich über Ihr Verhalten miteinander aus, lassen Sie Ihren Partner wissen, wo Sie stehen, was Sie sich wünschen und was Sie bewegt. Nehmen Sie sich Zeit, versuchen Sie Ihrem Partner zuzuhören und ihn zu verstehen. Wann haben Sie ihm das letzte Mal fünf Minuten einfach nur zugehört, ohne ihn zu unterbrechen, bereits die Lösung zu kennen oder sich schon ein Bild von der Situation gemacht zu haben? Versuchen Sie es mal!

Hilfreich zeigt sich dabei die Unterstützung einer Fachperson, denn Kommunikation kann man lernen. Denken Sie über eine Paartherapie nach. Über Beziehungsprobleme kann man sprechen und sich Hilfe zu holen, bedeutet nicht, dass man versagt hat. Wenden Sie sich für eine Paarberatung an mich, damit ich Sie unterstützen kann.